Kanalbogen im Seulingssee

Kanalbogen im Seulingssee

Stadt Heringen (Werra) - Kleinensee

Noch aus der Zeit vor der Französischen Revolution stammt der Fund, den Bauarbeiter 1991 bei Arbeiten am Rande des Seulingssees machten. Bei der Verlegung einer neuen Entwässerungsleitung förderte der Baggerfahrer einige Bundsandsteine zu Tage, die für diesen lehmig bis sandigen Boden untypisch waren und deren Herkunft man sich zunächst nicht erklären konnte.

Nach weiteren vorsichtigen Grabungen stellte sich dann jedoch heraus, dass es sich bei den zu Tage geförderten Bruchsteinen nicht um Bauschutt, sondern um die Überreste eines mehr als 200 Jahre alten Überlaufes des damaligen großen Sees handelte. Auf der Stirnseite des Schlusssteins ist die Jahreszahl 1784 und der Initialbuchstabe V für die damaligen Besitzer des Rittergutes Kleinensee Hermann von Vultee (ein H und ein V übereinander) zu sehen. Der Überlauf war wahrscheinlich eine erste Baumaßnahme zur Absenkung des Seepegels, um in Randbereichen den fruchtbaren Boden landwirtschaftlich zu nutzen. Vorher erstreckte sich der See weit über die Fläche des heutigen Feuchtgebietes hinaus bis nach Großensee und dem heute bebauten Randgebiet von Kleinensee.

Nachdem man alle Bruchsteine vorsichtig gehoben hatte, war man sich darüber einig, den Fund als Zeugnis der Geschichte des Seulingssees, der das Landschaftsbild und das Leben der Bewohner von Kleinensee und Großensee über Jahrhunderte geprägt hat, in unmittelbarer Nähe des Fundortes in mühevoller Puzzlearbeit wieder aufzubauen.

Der Seulingssee war bis in das 18. Jahrhundert hinein ein Binnensee mit vielen Zuläufen, die mit dem Bau des Kanalbogens und weiteren umfangreichen Baumaßnahmen umgeleitet wurden, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. (Siehe Karte)

Die erste vollständige Trockenlegung des Sees erfolgte durch den Bau einer teilweise 8 -10 Meter tief verlegten Entwässerungsleitung und weiteren Drainagemaßnahmen Anfang der 1930er Jahre. Anschließend folgte eine intensive landwirtschaftliche Nutzung der ehemaligen Seefläche.

Bei einem Bombenangriff im Frühjahr 1945 wurde auch die Entwässerungsleitung getroffen und anschließend notdürftig wieder hergestellt. Mit zunehmender Verlandung der Drainage sowie weiteren Reparaturen an der Entwässerungsleitung häuften sich die Überschwemmungen und damit die Ernteausfälle für die Landwirte. In der Folge wurde die landwirtschaftliche Nutzung sukzessive eingestellt und die Fläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Inzwischen ist die alte Entwässerung verfüllt und seit vielen Jahren laufen zwei Pumpen ständig im Wechsel, um überschüssiges Wasser in den Suhlbach zu befördern.

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